Energiedenkzettel

Titel

Bernhard Bauer-Ewert
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Februar - brrrrrr

alle reden vom Wetter, wir auch. (Die deutsche Bahn in dem Fall, bei der eben doch nicht jeder Zug so fährt, wie es der Fahrplan vorsah). Klimawandel heisst ja nicht, das alles nur noch mild ist. Das Jahr 2011war insgesamt gesehen im Hotzenwald mild. Meteomedia betreibt in Görwihl-Segeten eine Wettermess-Station, deren Daten im internet abrufbar sind. Als aktuelle Werte werden Temperatur und mittlere Windgeschwindigkeit so wie Geschwindigkeit von Windböen, eine Information über Niederschläge und die Sichtweite ausgegeben. Dazu gibt es aber auch nach Monatsende Tabellen, die Tiefst- und Höchstwerte der Temperatur für jeden Tag, die mittlere Temperatur, Niederschlagsmengen und Sonennscheinstunden, mittlere und höchste Windgeschwindigkeit an diesem Standort auflisten. Herr Kachelmann und seine Leute müssen wie andere auch Geld verdienen und liefern weitere statistische Daten gegen Bezahlung. Wer jeden Monat "mitschreibt", bekommt aber auch eine recht aussagekräftige Datensammlung. Ich habe eine Auswertung für 2011, auch vergleichend mit dem Vorjahr, gemacht und nenne hier die auffälligsten Erkenntnisse. Weil ich auch ein Freund der Ratespiele bin, will ich meinen Lesern gönnen, zu raten, bevor sie sich mit der Realität konfrontieren. Die Zahlenwerte sind mit Geheimtinte geschrieben. Bildschirm über eine Kerzenflamme halten und etwas geronnene Milch aufgeben und dann mit dem Mauszeiger an den Zahlen reiben. So werden sie sichtbar:

Aus Gründen des Urheberrechts stelle ich nicht meine gesamte Auswertung im newsletter dar, aber ich habe eine Menge Daten, deren Auswertung zum Beispiel im Rahmen spezieller Energieberatungen an Standorten, die mit Segeten vergleichbar sind, interessant sein könnte. Sollen zum Beispiel gemessene Energieverbräuche auf Norm-Bedarfswerte nach EnEV umgerechnet werden, ist es erforderlich die Zahl der Heizgradtage zu wissen, in Segeten im Jahr 2011 2703, bezogen auf die Heizgrenztemperatur von 15°C. Es wundert ja nicht, dass es im Jahr davor erheblich mehr, nämlich 3699 waren.

Geheimtinte aufgebraucht. Hätten Sie's gewusst...?

Kalt und feucht, ähh, trocken, ähh, was jetzt?

Die Aussenluft enthält bei -15 °C maximal (!) 1,15 Gramm Wasserdampf je kg Luft und da Luft 1,37 kg/m³ "auf die Waage bringt", je Kubikmeter etwa 1,5 Gramm.  In einem Wohnzimmer, 4m x 5 m x 2,50 m dann gerade einmal 75 g. Diese Menge Wasserdampf wäre in der Raumluft, wenn sie 100%ige Frischluft wäre. Wird sie auf 20°C erwärmt, ohne dass dabei weiteres Wasser verdunstet, erreicht sie ein relative Feuchte (diese war bei -15° C noch 100%!) von 8%. In der Praxis passiert so etwas nicht, aber 8% relative Feuchte sind völlig ausserhalb des Bereichs, in dem sich Menschen wohl fühlen und lassen die ersten Murmeln in den Bodenritzen des Dielenfussbodens verschwinden...

Der Bereich, der als behaglich angesehen wird, liegt zwischen etwa 30% und 70%, ganz feste Werte gibt es dafür nicht und sie varieren etwas nach Lufttemperatur. Physiologisch ist diese aufgewärmte Winterluft also viel zu trocken. Wir haben nie 100% Frischluft in den Wohnräumen, aber besonders dann, wenn Bauteile eher undicht sind, wie es im Altbau die Regel ist und verstärkt, wenn ein heimeliger Kaminofen heizt, wird die Raumluft wegen hoher Luftwechselraten "zu trocken". Also: Wäsche aufhängen, die Zimmerpflanzen gut giessen und ein besonders wirksames Verdunstungsgefäss auf den Ofen stellen (schluckt 1 bis zwei Liter Wasser täglich). Eine andere Lösung wäre die Rückgewinnung der Feuchte (zusätzlich zur "fühlbaren Wärme" ein weiterer Bestandteil der Energie) aus der Abluft! Das ist mit Wohnungslüftungsgeräten möglich, die über zusätzliche "Enthalpietauscher" verfügen. 

Mehr geht nicht. Ich weiss, der Kaminofen ist für mein kleines Büro zu gross... Mehr Temperatur ginge ohne Weiteres, aber die relative Feuchte ist bei hoher Temperatur nicht auf 30% zu bringen, trotz eifrigen Bemühens.

Zu trockene Luft? Es ist eine Standard-Isolierverglasung, etwa 1978 eingebaut, übliches Bauteil im Grossteil des deutschen Altbaubestandes. Aussen etwa -12 °C. "Nur" an den Rändern dieser Verglasung kommt es zu erheblichem Ausfall von Tauwasser.

 

Ja, es ist kein gutes Foto. Und das Messgerät ist noch nicht akklimatisiert, es ist 13,2°C warm, die Raumluft hat 27°C, aber nicht in Fensternähe. Wegen der Reflexionen schlecht lesbar: die Oberflächentemperatur der beschlagenen Glasscheibe: 5,1 ° C. Es lässt sich ausrechnen, bei welcher Temperatur jene Luft mit den oben dargestellten Messwerten anfängt, "zu regnen", also Kondensat abzuscheiden. Wer selber rechnen (lassen) will, kann zum Beispiel dieses tool  verwenden: Taupunkt-Temperatur 6,4 °C (das Messgerät "Humidity Alert II") auf dem ersten Bild zeigt auch die Taupunkttemperatur direkt an!). Um in der Frage: "zu feucht oder zu trocken?" auf den Punkt zu kommen: die Temperaturdifferenz von den wärmsten Stellen im Raum (27,4 °C) zu den kältesten Stellen (5,1° C) ist zu gross, als dass nicht beides gleichzeitig der Fall sein müsste. Natürlich nur dann, wenn es draussen richtig kalt ist. Die Isolierverglasung hat einen Wärmedurchgangskoeffizienten von etwa 2,8 W/m²K und hätte bei den Umgebungsbedingungen des Versuchs regulär eine Oberflächentemperatur von 14°C – üppiger Abstand zum Taupunkt. Sie wäre also nicht beschlagen, wenn dieser Wert erreicht würde. Der "kleine Haken": der Randbereich der Standard-Isolierverglasungen mit Aluminium-Abstandshaltern zwischen den beiden Scheiben stellt eine extreme Wärmebrücke dar, lässt also erheblich mehr Wärme je Zeiteinheit passieren als der reguläre Aufbau der Verglasung mit Luft im Zwischenraum. Dadurch kommt es zu dem extremen Temperaturabfall an den Rändern der Verglasung, besonders – wegen der Temperaturschichtung der Raumluft – im unteren Bereich. Lüften hilft nicht, bzw. nicht, ohne gleichzeitig (den Schleimhäuten) zu schaden. Es müsste eine andere Verglasung her, oder ein anderer Februar. Wenn beides nicht machbar ist: jeden Morgen trocken wischen und Wasser ins Verdunstungsgefäss giessen. Wie damals Sysiphos!

Wenn es auch die aktuelle EnEV noch zulässt, zweifach-Wärmeschutzverglasungen zu montieren: empfehlenswert sind mittlerweile dreifach Wärmeschutzverglasungen mit verbessertem Randverbund aus Edelstahl (eigentlich schon wieder veraltet) oder Kunststoff. Die Tabelle zeigt typische Kennwerte im Vergleich.

Einige der Werte und vor allem die Preise hängen von den Grössen und weiteren Ausführungsmerkmalen so wie dem Einbau ab. Dass Fenster bei angestrebten energetischen Sanierungen häufig früher in Angriff genommen werden als andere Bauteile liegt weniger am Beitrag zu den Transmissionswärmeverlusten als an den Komfortmängeln, die durch Verschleiss entstanden sind, schlechtem Schliessverhalten und den unbehaglich niedrigen Oberflächentemperaturen. Von der Gefahr, durch dichtere Fenster in Folge erhöhter Luftfeuchte Schimmelschäden an nicht gedämmten Aussenwänden zu provozieren, wird viel gesprochen und Manches wird verdreht. Sie ist nicht von der Hand zu weisen. Statt vorschneller Pauschalurteile ist aber eine Einzelfallbetrachtung und zum Beispiel das "Lüftungskonzept" nach DIN 1946-6, bzw. die Abschätzung der Notwendigkeit von speziellen Lüftungsmassnahmen und Berechnung der erforderlichen Frischluftstörme nach dem dort geregelten Verfahren empfehlenswert. Luftströme, die unkontrolliert durch die Fugen entweichen, lassen keine Wärmerückgewinnung zu und können durch Kondensation "auf halbem Weg" in Bauteilen Tauwasserschäden hervorrufen.

Ein Kommen und Gehen... hier dringt kalte Luft aus dem Rolladenkasten an der Gurtdurchführung ein. An anderen Stellen der Gebäudehülle strömen entsprechende Mengen warmer Luft aus und geben unter Umständen im Bauteil Kondensat ab.

KfW: Rückwärtsgang?

Es war ja klar, dass es kommt: nach Monaten, in denen der Zinssatz im Programm "Energetisch Sanieren" auf Tiefststand von 1%/a effektiv bei unterschiedlichen Konditionen stabil war, sind am 10. Februar erstmals die Zinssätze wieder gestiegen: nun 1,26%/a effektiv (auf 10 Jahre fest) bei 20 Jahren Laufzeit. Zuvor waren die KfW-Zinsen recht eng an die Heizölpreise gebunden, waren aber bei den jüngsten Ölpreissteigerungen nicht mitgezogen. Das Schaubild zeigt die Entwicklungen, die ich seit 2008 aufgezeichnet habe.

Die schwarze Linie (Energetisch Sanieren, Effizienzhäuser) deckt die gelbe (Energetisch Sanieren, Einzelmassnahmen) ab, da der Zinssatz seit langem gleich ist. Für Effizienzhäuser werden aber je nach der erreichten Marke Tilgungszuschüsse ausgezahlt, die den Vorteil der günstigen Finanzierung noch ausbauen. Es gilt immer der Zinssatz am Tag der Kreditbeantragung (mit vollständigen Unterlagen) für 10 Jahre. Anders als die provoaktive Überschrift transportieren mag, baut die KfW derzeit die Förderung an einigen Stellen aus: neu ab 01. April ist eine Förderstufe "Effizienzhaus Denkmal", die Anforderungen unterhalb der bisherigen Einstiegsvariante Effizienzhaus 115 formuliert. Bereits seit Anfang des Jahres wird die "baubegleitende Beratung" für Massnahmen, die aus 151, 152 oder dem Zuschussprogramm 430 gefördert werden, nun mit maximal 4.000 € Zuschuss, der 50% des belegten Beraterhonorars umfasst, belohnt.

KfW: Förderung im Baubereich

KfW: Zinssätze

GETEC - Treffpunkt für die Effizienz-Szene, 2. - 4. März 2012

Die Fachmesse "Gebäude, Energie, Technik" in Freiburg, nun mit dem neuen Kürzel GETEC, ist Anfang März regional die Drehscheibe für Produkte für Energieeffizienz und erneuerbare Energie. Im sechsten Jahr ist der Anteil der Herstellerfirmen unter den Ausstellern so gross wie noch nie, was hohe Kompetenz signalisiert. Darunter beispielweise  Baufritz (mustergültige Öko-Häuser) und ÖKOHAUS IBACH GmbH, Brötje, Viessmann, Paradigma, Ökofen (Hersteller von Pelletheizungen etc.), Energossa, Wagner, Solarfocus, Citrin (Solartechnik), AEREX, LTM, Ochsner (Lüftung und Wärmepumpen), isofloc, STEICO, redstone (Dämmstoffe mit ökologischem Mehrwert). Dazu jede Menge niedergelassner Handwerker und deren Verbände, KfW und Banken. Ausser den Produkten zum Anfassen gibt es ein umfangreiches Informationsprogramm, geliedert in:

Nicht einziger Grund aber Hauptanlass meiner Anwesenheit ist der Marktplatz Energieberatung, eine Initiative der Energieagentur Freiburg und des Messeveranstalters, die für Interessierte kostenlose Kurzberatungen bietet. Mit über 30 Kollegen bin ich vor Ort aktiv.Wer eine Beratung bucht, kommt ohnehin ohne Eintrittsgeld auf die Messe, aber bei mir liegen auch noch Massen an Freikarten, die Sie gerne abrufen können!

Noch zu haben: dicker Stapel Freikarten für die GETEC per E-Mail bestellen

 

Jenseits des Gartenzauns...(Kurznachrichten)

 

Es dauert halt alles etwas...

"Ab 2013 müssen Hersteller und Anbieter von Bauprodukten eine ausführliche Leistungsbeschreibung ihrer Produkte veröffentlichen. Die Grundlage dafür ist die neue EU-Verordnung für die Vermarktung von Bauprodukten. Konkret müssen Bauprodukte mit CE-Kennzeichnung ab Juli 2013 über eine Stoffdeklaration verfügen, die besonders  besorgniserregende Stoffe ausweist" aus http://www.schiele-schoen.de/schieleschoendata/files/divers/originals/gb_10-11_10.pdf

Vertiefend: EPD als Kontrollwerkzeug http://www.schiele-schoen.de/schieleschoendata/files/divers/originals/gb_10-11_14.pdf

Die Zeit bleibt nicht stehen

Traditionell ist Dämmstoff ein Gefüge, das ruhende Luft als "Barriere" für Wärmeströme einsetzt, aber Luft ist ja auch nicht Nichts. Speziell durch Konvektion, aber auch durch Wärmeleitung transportiert auch unser Lebenselixier Wärme ab. Die Idee, Luft aus den Dämmstoffen zu verbannen, führte zum Vacuum-Insulation-Panel VIP.Teuer, empfindlich etc. Nun kommt eine zweite Generation der "Baustoffe aus dem Weltraum". Sie nutzen unter dem Überbegriff "Aerogel" mikroporöse pyrogene (also im Feuer geborene) Kieselsäure, die auch in den VIP das Traggerüst bildet, aber ohne Vakuum. Die Poren sind so klein, dass darin praktisch kein Wärmetransport über die Moleküle aus der Luft stattfinden kann.  http://www.enbausa.de/nc/daemmung-fassade/aktuelles/artikel/sto-steigt-in-den-markt-fuer-aerogel-daemmung-ein-2515.html Die Dämmplatten befinden sich in der Markteinführung und werden in Kürze bauaufsichtliche Zulassungen aufweisen. Es werden Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit in den Zulassungen von etwa 0,016 W/m²K erwartet. (Zum Vergleich: VIP erreichen etwa 0,004 W/m²K, Naturfaserdämmstoffe 0,040  W/m²K, die erforderlichen Dämmstoffdicken verhalten sich wie diese Kennwerte, also 16:4:40). Zunächst werden bevorzugt Innendämmungen mit dünnen Platten angestrebt,

Überblick

zu Dämmstoffen, Hersteller-unabhängig: http://www.enbausa.de/?id=604

Ökologische Qualität

Die Meldung, dass die EU die Vorlage von Ökobilanzen für Baustoffe abverlangt, kommt im Denkzettel (sofern der Nachhaltigkeitstrend hält) erst im Jahr 2017, aber es gestaltet sich allmählich das Instrumentarium zur ökologischen Bewertung von Baustoffen und Bauteilen auch über die Dämmwirkung hinaus gehend. Die derzeit vermutlich beste Informationsquelle dazu sprudelt in Österreich und wird immerhin von der EU gefördert: baubook.at. Zur Recherche ist ein kostenloses Benutzerkonto erforderlich. Es werden für Baustoffe als Kennwerte das globale Erwärmungspotential (GWP), das Versäuerungspotential (AP) und der Primärenergieeinsatz (PEI), jeweils für 1 kg des Baustoffs angegeben und für die Bauteile ein Kombinationswert daraus "OI3KON" berechnet. Speziel bei Dämmstoffen werden zusätzlich die Teilprozesse Herstellung, Nutzung und Entsorgung/Recycling aus dem "Lebenszyklus" bewertet. Das System erfordert etwas Auseinandersetzung mit den theoretischen Grundlagen, weil sonst vorschnelle Fehlurteile entstehen können. Es ist für die Bewertung von Baustoffen erheblich, ob mir Standardwerten für eine Materialgruppe oder mit präziseren Herstellerangaben gerechnet wurde.Wenn der Markt Herstellerdeklarationen honoriert, wird die Datenbasis schnell besser werden. Eine Beispielseite aus baubook.

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Durchhalten. Es kommt ja auch ein März.

Bernhard Bauer-Ewert

 

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