Energiedenkzettel

Nachhaltigkeit heisst: über den Tellerrand schauen

Bernhard Bauer-Ewert
www.bauer-ewert.de
07765 91 78 08

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Lausiger April

Kommt nicht so oft vor: die mittlere Temperatur (Wetterstation Segeten) lag im April deutlich unter der des Vormonats. Nur 5,8°C gegenüber 6,5°C im März. Entsprechend hoch war auch der Heizwärmebedarf, wie man an den "Heizgradtagen" ablesen kann. Bei angenommener Heizgrenztemperatur von 15°C (wenn also ab Unterschreitung dieses Tages-Mittelwerts für die Aussentemperatur im Gebäude geheizt wurde, was typisch für mässig gedämmte Gebäude ist), musste gegen eine Spanne von 284 Heizgradtagen angekämpft werden. Im April 2011 waren es nur 139, im März 2012 265.

Die monatlichen Heizgradtage ergeben sich durch Addition der täglich erfassten Differenzen aus mittlerer Aussentemperatur und Heizgrenztemperatur. Diese Zahlen haben erheblichen Einfluss auf den saisonalen Bedarf an Brennstoffen. In den Monaten September 2011 bis April 2012 hatten wir aber insgesamt den milderen WItterungsverlauf, wenn wir mit dem Winter 2010/2011 vergleichen.


In Energieausweisen für Gebäude werden solche saisonalen Schwankungen ebenso wie Abweichungen zum Referenzstandort Würzburg "herausgerechnet". So ergeben sich vergleichbare Daten für Gebäude, unabhängig davon, wo sie stehen.

 

Fenster energetisch abgeklopft

Die Augen des Hauses sind die komplexesten Bauteile in der Gebäudehülle. Fenster, Türen und Festverglasungen sorgen neben ihren Schutzfunktionen auch für die Anbindung zur Aussenwelt und haben dadurch einige exklusive Funktionen unter den Bauteilen...
Ohne Weiteres liesse sich ein dickes Buch über Fenster schreiben, das auch noch vom Anfang bis zum Ende interessant wäre. Ich will mich aber auf die Aspekte beschränken, die für die Energie- und Ökobilanz bedeutend sind und noch ein paar Fragen für die individuelle Beratung übrig lassen...
Der Artikel untersucht energetische Aspekte der Fensterkonstruktionen und der Einbausituation und versucht einen ökologischen Vergleich von Rahmensystemen.

zum Volltext

 

Dämmen mit Naturfasern

Wer Wohngifte aus dem Haus verbannen will, ist in der Regel mit Naturfaser-Dämmstoffen gut beraten. Eine ausführliche Marktübersicht hat die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe zum kostenlosen Download veröffentlicht. Alternativ kann die Broschüre gedruckt bestellt werden.


Die Publikation enthält im Fliesstext Kapitel über die Dämmstoffgruppen nach Materialbeschaffenheit. Dort finden sich auch Werte zur Wärmeleitfähigkeit und Einsatzmöglichkeiten. So weit die Hersteller Volldeklarationen bekannt machen, sind auch die Inhaltstoffe gelistet. Denn: es ist nicht alles "Bio", was nicht glänzt. Die wenigsten elastischen Dämm-Matten kommen zum Beispiel ohne synthetische Stützfasern aus. Aber der Markt bewegt sich mit den Ansprüchen der Käufer! Kapitel 19 liefert sogar ungefähre Preisinformationen (für vergleichbare Dämmwirkung!) und Ökobilanzdaten! Leider fehlen in der Tabelle zwei ganz wichtige Angaben: Die Bezugsmenge des Dämmstoffs, deren Umweltwirkungen gelistet werden. Anscheinend soll es 1 kg des Dämmstoffs sein. Um den Umwelteffekt gleichwertiger Konstruktionen zu bewerten, braucht es also noch etwas Rechenarbeit. Und die Bilanzgrenzen, also betrachtete "Lebensabschnitte". Eine erste Orientierung bietet aber die innerhalb der Tabelle auch gelistete Dichte des Dämmstoffs. Werden Ausführungsalternativen mit gleichem Nutzen (Wärmedämmwirkung) betrachtet, so schneiden nämlich die "leichten" Dämmstoffe zweimal besser ab, als die Tabelle auf den ersten Blick enthüllt. Es werden geringere Dicken und dadurch erheblich geringere Massen benötigt. Vorbildlich: auch einige Standard-Dämmstoffe, die nicht nachwachsen, sind zum Vergleich dargestellt.

 

internet zu langsam?

Ok, die Datei der FNR hat wegen aufwändiger Gestaltung über 6 MB. Für solche downloads und noch mehr für Berechnungen, die auf entlegenen servern stattfinden, wie z.B. bei baubook.at ist häufig langsames dörfliches internet eine Barrikade. Ich habe gewiss 5 bis 10 mal (bei Telekom) angefragt, ob ich schnelleres internet haben kann, bis sich schliesslich vor wenigen Wochen wirklich etwas tat. Das Zauberwort heisst RAM-Verfahren, damit es funktioniert, muss der eingesetzte Router diese Technik unterstützen. Und dann gibt es plötzlich in Hottingen 2,3 Mbit/s als Download-Geschwindigkeit. Gut das Doppelte gegenüber vorher. Ohne Erdarbeiten. Ohne Berechnung!

 

Vor-Ort-Beratung: Förderung soll erhöht werden

Noch nicht ganz amtlich, aber die Spatzen pfeifen es schon von den Dächern: die "BafA"-Vor-Ort-Beratung soll künftig statt mit 300.- € Grundbetag mit 400.- € gefördert werden. Es handelt sich um einen strikt reglementierten (Mindest-) Beratungsumfang, der eine gute Vorentscheidung für eine energetische Sanierung ermöglichen soll. Das Gebäude wird detailliert aufgenommen und im Rahmen der Arbeit ein Energieausweis nach Energiebedarf angefertigt. Das dafür erstellte "Gebäudemodell" wird nach einer Bewertung des Ist-Zustandes Grundlage für einige alternative Sanierungsvarianten, deren Energiebilanz und Wirtschaftlichkeit untersucht werden. 

Weitere Information zur Vor-Ort-Beratung (noch mit den alten Förderbeträgen) und (amtlich) die Mindestanforderungen an den Beratungsbericht.

 

Energiewende: Prozenten auf den Zahn gefühlt

Angesichts der zahlreichen Absichtserklärungen um Einsparungen an Emissionen und Energieverbräuchen kann einem zwischen den Prozentwerten durchaus schwindlig werden. Die EU hat 2006 eine etwas an den Haaren herbei gezogene Zahl von 20% als Einsparung beim Primärenergieverbrauch als Ziel gesetzt. Haarig deshalb, weil sich diese Reduzierung nicht auf den Stand von 2006 bezog, sondern auf eine "buisiness-as-usual-Prognose" für das Jahr 2020. Es soll also von dem eingespart werden, was noch gar nie verbraucht wurde. Allemal ist diese Zahl "20% bis 2020" griffiger als 13,8%. Das wäre die Quote bezogen auf den Primärenergievberbrauch von 2006. Die Zielerreichung ist nach dem bisherigen Verlauf fraglich. Deshalb ist in Brüssel das Gesetzgebungsverfahren für die neue EU-Energieeffizienzrichtlinie im Gang.

"Nach den letzten Schätzungen der Kommission, bei denen die von den Mitgliedstaaten im Rahmen der Strategie Europa 2020 festgelegten nationalen Energieeffizienzziele bis 2020 berücksichtigt wurden, wird die EU 2020 das 20 %-Ziel voraussichtlich nur zur Hälfte erreichen3. Der Europäische Rat4 und das Europäische Parlament5 haben die Kommission dazu aufgefordert, eine neue ehrgeizige Strategie im Bereich der Energieeffizienz für ein entschlossenes Handeln zu verabschieden, um das beträchtliche vorhandene Potenzial zu erschließen." heisst es in der Begründung zum vorliegenden Vorschlag für die Richtlinie.

Grafische Darstellung des Ziels aus 2006 (untere Linie), des momentanen Trends (mittlere Linie) und der Entwicklung, die ohne Lenkungsmassnahmen zu befürchten wäre (obere Linie). Quelle: Europäische Kommission

Die bisherige Entwicklung lässt eine Stagnation des Primärenergieverbrauchs auf dem Niveau von 2006 erwarten. (Schöngeredet: "die Hälfte des Einsparziels"...) Die ergriffenen Massnahmen sind nicht beherzt genug, um das Ziel zu erreichen, das durch die untere Linie markiert wird. Daher laufen in der EU Bemühungen um Nachbesserung und um eine schärfere Überwachung der Entwicklungen hinsichtlich der Einsparziele.

Die Richtlinie soll die Mitgliedsstaaten zu nationalen Regelungen verpflichten, die dann die angestrebten Einsparungen möglich machen. Heraus ragende Einzelmassnahmen aus dem vorliegenden Entwurf sind eine klare Vorrangstellung für Kraft-Wärmekopplung bei der künftigen Stromerzeugung, die Verpflichtung der öffentlichen Einrichtungen, ihre Ausstattung nach Energieeffizienzkriterien zu beschaffen und eine Sanierungsquote für öffentliche Gebäude. Ausserdem sollen Energieverbräuche transparenter werden. Dazu sollen die Staaten die Einrichtung von Energiemanagementsystemen bzw. Auditierungen in Betrieben, Verwaltungen und sogar Privathaushalten fördern. Sehr zweckmässige Instrumente, wenn aus den Papiertigern, die Prozentwerte festschreiben, Instrumente werden sollen, welche das Ruder herumreissen.

Wenig rühmlich ist die Rolle, die Angela Merkel derzeit im Gerangel um das neue Gesetz spielt. Der Informationsdienst enbausa zitiert Claude Turmes, den Berichterstatter im Industrieausschuss für die Effizienzrichtlinie: "Ganz Europa staunt darüber, dass ein Land, dessen Kanzlerin 2007 das 20-Prozent-Ziel politisch durchgesetzt hat, nun wo dieses Ziel konkret umgesetzt werden soll keine Position bezieht und den Prozess dadurch bremst. Frau Merkel macht sich lächerlich"

 

Heiztechnik: wieviel Energie hat meine Heizung schon auf dem Kerbholz, wenn sie eingebaut wird?

Die Gebäudebeheizung ist in Deutschland für 31% des Endenergieverbrauchs und die Warmwasserbereitung in Gebäuden für weitere 4% verantwortlich. Das ist der Hintergrund dessen, dass die Energieeinsparverordnung in den letzen Jahren ständig schärfere Anforderungen an die Dämmung der Gebäude und die Effizienz der Anlagen stellt. Eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden sollte aber auch betrachten, was in den technischen Produkten, die für die Optimierung der Gebäude eingesetzt werden, als Rucksack aus der Vorkette, also der Produktion der Geräte mitkommt und welcher Aufwand zur Rückführung in den Naturkreislauf oder Wiederverwertung erforderlich ist. Wird die Systemgrenze der Energiebilanz eng gefasst und nur der Betrieb des bereits fertigen Bauwerks betrachtet, schneiden Pellet- und Holzheizungen mit erneuerbarem Brennstoff überzeugend ab. Ändert sich die Bilanz, wenn die Prozesse vor der Haustür mit einbezogen werden? Eine Untersuchung für das Amt für Hochbauten der Stadt Zürich liefert Antworten. Für Heizkessel bzw. Wärmeerzeuger ist auf Seite 19 (Druckseite 22) eine Grafik dargestellt, die ich aus Gründen des Urheberrechts nicht übernehme. Eine Spanne von etwa 12 MJ je m² Energiebezugsfläche im Fall eines 100 kW-Erdgasheizkessels bis zu 230 MJ/m² für eine Wärmepumpe inklusive Erdsonde, im Mittelfeld eine Pelletheizung mit Lagerraum, 70 MJ/m², wird dargestellt. MEGAJoule klingt nach viel, aber es sind selbst bei der aufwändigen Wärmepumpe umgerechnet "nur" 64 kWh/m² und bei angenommener Nutzungsdauer von 15 Jahren etwa 4 kWh/m²a. Die Sonde selbst dürfte dabei mit gutem Gewissen auch über mehr als 15 Jahre "abgeschrieben" werden, der jährliche Beitrag würde sich dadurch veringern. Der Primärenergiebedarf für die Gebäudebeheizung selbst liegt bei einem unsanierten Altbau etwa bei 200 kWh/m²a. Fazit: nach wie vor kann bei einem üblichen Gebäude die Entscheidung für ein nachhaltiges Heizungssystem mit Blick auf Energieträger gefällt werden. Erst beim Passivhaus mit einem sehr niedrigen Primärenergiebedarf für die Beheizung würde sich eine primärenergetisch aufwändiger Kessel bzw. die Erdsonde in der erweiterten Energiebilanz deutlich bemerkbar machen.

 

Das Märchen von der sparsamen Leiste

Fehlurteile aus zu flüchtiger Betrachtung gehören zum Beständigsten unter den Gütern auf der Erde. So lese ich bis hinein ins aufgeklärte Jahr 2012 immer wieder von Steckdosenleisten als Energiesparwunder. Die Idee ist, dass mit dem Computer zusammen auch der Drucker, der Scanner, der externe Bildschirm, die Aktivboxen etc. ausgeschaltet werden. Prima. Und was wird mit dem Computer zusammen alles eingeschaltet - in der Regel völlig unnötig?

 

Mogelpackung: je mehr Geräte angeschlossen sind, desto mehr wird unnötig eingeschaltet

Dass viele "moderne" Geräte keinen Ausschalter mehr haben, der sie komplett vom Netzt trennt, ist beschämend für die Hersteller, die doch auch seit Jahrzehnten wissen sollten, dass es das Wort Eneregieffizienz gibt. Wer in Eigenleistung gegen diese Unsitte angehen will, sollte seine Geräte einzeln vom Netz trennen können. Dafür gibt es einzelne Steckdosen mit Schalter, praktischer die "Power-Manager" z.B. bei westfalia oder ELV oder für weniger Geld und weniger Bedienungskomfort Steckdosenleisten mit einzelnen Schaltern.

Power-Manager klingt so intelligent. Es bleibt aber dem Benutzer überlassen, die Denkleistung zu erbringen und auszuschalten - einzeln. Die Geräte werden auf der Rückseite angeschlossen, Bedienung vorne. Obendrauf kann der Monitor stehen.

Glücklicher Weise läuft der Trend aber inzwischen auch in die andere Richtung: Geräte werden wieder mit echten Ausschaltern ausgestattet oder moderne Schaltnetzteile reduzieren den stand-by-Verbrauch auf ein Minimum. Es kommt aber nichts von nichts. Auch dahinter steckt eine EU-Richlinie.

Steckdose, die von selbst ausschaltet, wenn nur noch stand-by-Leistung bezogen wird. Kann mit "jeder" IR-Fernbedienung wieder aktiviert werden. Ansmann ZEROWATT-Serie

 

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