Energiedenkzettel

Zeit für beherztes Handeln

Bernhard Bauer-Ewert
www.bauer-ewert.de
07765 91 78 08

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Mit den Zielsetzungen des Energiekonzepts 2010 hat die Bundesregierung Meilensteine für einen Kurswechsel gesetzt, der uns die schlimmsten denkbaren Folgen des Klimawandels ersparen könnte. Herausragend unter den Zielen ist die Reduzierung der Treibhausgasemissionen   um 80% bis zum Jahr 2050. 2050 fühlt sich sehr entfernt an, aber mehr als ein Jahr nach den Beschlüssen müsste in Neubauten und vor allem im Gebäudebestand der neue Kurs erkennbar sein. Oder es wird Zeit, einen Gang höher zu schalten!

Mein heutiger newsletter will aktuelle Entwicklungen unter diesem Aspekt beleuchten: wo liegen unsere Handlungsmöglichkeiten, welche Massnahmen sind stimmig?

Die längeren Textbeiträge habe ich ausgelagert und im newsletter nur angerissen, um die Übersichtlichkeit zu wahren.

Heizen mit Eis?

Heizen mit Eis funktioniert genau so gut wie Auto fahren mit Wasser im Tank. Der spektakuläre Aspekt der Solarheizung Solaera ist nur eine Art Blickfang für der Anlage, die letztlich ganz gewöhnliche und bekannte Techniken nutzt, sie aber in einmaliger Weise so verbindet, dass ein Heizungssystem entsteht, mit dem etwa 85% des Wärmebedarfs eines gut gedämmten Einfamilienhauses aus Sonnenenergie gedeckt werden. Die restlichen 15% kommen aus der Steckdose, da die Solaranlage von einer elektrischen Wärmepumpe unterstützt wird.
zum Volltext
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Heizen mit CO2?

Na jetzt wird es noch absurder...

Aber es kam von Greenpeace-energy der flyer ins Haus: Windgas! Der Denkansatz ist unwiderstehlich: Während sich der "erneuerbare Strom" aus Windkraft und Photovoltaik unmittelbar nicht speichern lässt, stellt Methan eine konzentrierte Energieform dar, die gut handhabbar und auch in grossen Mengen lagerfähig ist. Die Technik, um einen Erdgas-ähnlichen Brennstoff aus Wasser (!), Kohlendioxid (!!) und regenerativem Strom herzustellen, ist prinzipiell verfügbar und erweitert die Einbahnstrasse der Verbrennung fossiler Energieträger zu einem Kreislauf!

Der Wirkungsgrad einer laufenden Pilotanlage liegt bei etwa 40%, für 2013 sind in einer zweiten Anlage 54% angestrebt. Aus meiner Sicht ist "Windgas" eine unwiderstehliche Option für das Management der unstetigen Angebote von Sonnen- und Windenergie. Zum Lesen. Zum Sehen und Hören.
Greenpeace-energy macht sich schon für das Produkt stark - geliefert wird unter dem Label proWindgas aber noch nicht die Utopie, sondern Erdgas mit einer Förderabgabe.

Dämmen mit Holzflocken?

Der Wunsch stammt aus meiner isofloc-Zeit: statt Zeitungspapier Holz als Dämmstoff einblasen? Wär's das? Ich stehe immer noch zu Altpapier als Rohstoff aber schon aus Gründen der begrenzten Verfügbarkeit und auch, um Puristen hinsichtlich der Akzeptanz von natur-fernen Baustoffen eine Steigerungsstufe zu bieten, ist es zweckmässig, auch Pflanzenfasern einzublasen, die direkt aus dem Wald stammen. Bis zur Marktreife hat es lange gedauert. Nun gibt es mindestens mal im internet: GUTEX thermofibre. Die Wärmeleitfähigkeit entspricht der der Einblas-Zelluloseflocken, das Produkt ist anscheinend natureplus-zertifiziert. Eine Volldeklaration sehe ich nicht. Beim Mitbewerber PAVATEX hörte ich Anfang des Jahres auf der Swissbau, dass die Markteinführung kurz bevor stünde.

a propos Volldeklaration: was ist EPD?

Nein, keine Abdichtungsbahn für Dach und Gartenteich. Eine europäische Abkürzung für eine Umwelt-Produktdeklaration (Environmental Product Declaration). Über die Hintergründe und Einbindung in das Normenwesen informiert das BMVBS Bundesminsiterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in seinem Informationsportal Nachhaltiges Bauen.

Das Gedankengerüst für die Umweltdeklaration stammt aus der Ökobilanz, wie sie in der (internationalen) Norm ISO 14040 beschrieben wird. Die Norm 14021 definiert ein "Uweltzeichen Typ III", das an eine umfassende Dokumentation der Prozessketten von Produkten durch den gesamten "Lebenszyklus" (cradle to grave) gebunden ist. In Deutschland werden die EPD durchweg über das "Institut Bauen und Umwelt", einen Industrieverband (!) vergeben, der mit dem BMVBS zusammenarbeitet. Eine bereits geäusserte Kritik am EPD ist die finanzielle Hürde für kleine Produzenten, um Zugang zur Zertifizierung zu bekommen.

EPD werden nicht von Rechts wegen gefordert, bilden aber zum Beispiel die Basis für ökologische Bewertungen der DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen). Was eine EPD beinhaltet ist am Besten an einem Beispiel erkennbar: Steinwolle der Deutschen Rockwool GmbH & Co, OHG. Für meine Begriffe sind EPD nach ISO 14021 prinzipiell sehr Aussage-kräftig, dabei aber Interpretations-bedürftig. Es sind nicht unmittelbar handliche Qualitätsstufen im Sinn von "gut", "sehr gut",... zu entnehmen, was auch der Komplexität des Sachverhalts nicht angemessen wäre. Wertvoll ist die Vorgabe einer Struktur (durch die ISO), welche Angaben der diversen Hersteller und Produkte überhaupt vergleichbar macht. Der Vergleich selbst wird Aufgabe von Dienstleistern wie Bauplanern und deren Informations-Zulieferern (Software-Herstellern...) bleiben. EPD ist etwas, was die Verbraucher von den Lieferanten fordern sollten. Wer keine liefern kann, ist eine gute Erklärung schuldig.

In meiner Beratungs- und Planungstätigkeit werde ich EPD und darauf basierende Auswertungen zunehmend nutzen, um frei von der Flut von grünen Bäumchen und weissen Schäfchen, die als Labels auf den Packungen blenden, eine möglichst ganzheitliche Bewertung der alternativen Lösungen für Bauaufgaben zu ermöglichen.

Sanierungs-Finanzierung: LBank toppt KfW!

Ein anhaltend sehr günstiger Zinssatz im KfW-Programm "Energieeffizient Sanieren" schien aus meiner Sicht allmählich Schwung in den "Sanierungsstau" beim Baubestand zu bringen, da er den steigenden Heizölpreisen zum Trotz bis Februar 2012 stabil blieb. Dann stieg erstmals seit langer Zeit der Zinssatz für die längerfristigen Kredite aus dem Programm geringfügig an. "Aus dem Untergrund" erhielt ich, als ich Drang zur Eile verspürte, um vor weiteren Steigerungen der Zinssätze meinen Kunden günstige Vertragsabschlüsse zu ermöglichen, ein Signal zum Abwarten. Die Katze ist in Stuttgart aus dem Sack gesprungen: das Land Baden-Württemberg setzt auf das bundesweite Programm der KfW einen "Bonus" auf und sichert damit für längere Zeit einen effektiven Zinssatz von

0,75% jährlich!

für Einzelmassnahmen und Effizienzhäuser. Laufzeiten 10, 20 oder 30 Jahre, Zinsbindung 10 Jahre, Tilgungs-freie Anlaufjahre nach Laufzeit gestaffelt.

Das Programm heisst noch unaussprechlicher als sein Bundes-Vorbild: "Energieeffizienzfinanzierung Sanieren". Die meisten Konditionen sind 1:1 übernommen, das Kreditvolumen ist allerdings je Gebäude beschränkt (bei KfW lediglich je Wohneinheit), was das Programm auf kleinere Wohngebäude hin ausrichtet. Die Anträge werden auch über niedergelassene Banken gestellt, welche die Besicherung mit den Kreditnehmern vereinbaren. Es kommen teilweise Formulare der KfW, teilweise Kreationen der L-Bank zum Einsatz. Bestätigungen von Sachverständigen sind identisch wie bei der KfW erforderlich. Die Tilgungszuschüsse für Effizienzhäuser werden unmittelbar aus dem KfW-Programm übernommen.

Start des Programms war der 1. April, ohne Scherz. Und die komplette Information bei L-Bank oder bei mir.

KMU-Beratungsförderung der KfW : wieder bis zu 80% Zuschuss!

Kurze Zeit war die Energieeffizienzberatung mit sagenhaften 80% Zuschuss für Initialberatungen (und 60% für anschliessende Detailberatungen) verschwunden. Nun ist der Nachfolger aufgelegt: "Energieberatung Mittelstand". Es handelt sich um die gleiche Zielgruppe und im Prinzip die gleiche, sehr attraktive Förderung. An der Abwicklung wurde einiges vereinfacht, die Berater-Qualifikationsanforderungen wurden überarbeitet, eine Einstiegsschwelle mit mindestens 5.000 € an bisherigen Energiekosten (netto) eingeführt. Da die Beratung selbst unbedingt auf wirtschaftliche Sanierungsmassnahmen bzw. Betriebsoptimierung angelegt ist, lohnt es sich für mittelständische Betriebe doppelt, den Energiehaushalt bilanzieren zu lassen.

PV-Kürzung: das Klima-Eigentor?

Klimaschutzziele aus dem Regierungs-Energiekonzept von 2010 und die drastische Kürzung der Einspeise-Vergütung 2012 - reimt sich das? Einige Gedanken zur Grössenordnung dessen, was in den nächsten 40 Jahren zu bewegen ist und zu Folgen der Kürzung. Ohne den Anspruch, eine wissenschaftlich abgesicherte Prognose zu bieten.
zum Volltext.

Einrohrheizung - jetzt heilbar?

Bisher galten sie als unheilbar ineffizient: 1,7 Millionen Heizkreise in Deutschland, die in der Absicht, Kosten bei der Installation einzusparen, als Einrohrsystem aufgebaut wurden. Anders als bei der gängigen Trennung von Vorlauf- und Rücklaufleitungen, wird das im Heizkörper durch die Wärmeabgabe an den Raum abgekühlte Heizungswasser im Rohr zum nächtsen Heizkörper mitgenommen, der dadurch eine deutlich geringere Vorlauftemperatur bekommt. Bei Vollast kann diese Heizung noch sinnvoll arbeiten, wenn die Heizkörper entsprechend ihrer Rangfolge im Netz passend dimensioniert wurden. Wird in den ersten Heizkörpern aber keine Wärme abgenommen, erhalten die nachfolgenden überhöhte Vorlauftemperaturen und der Heizungsrücklauf zum Kessel ist ebenfalls übertemperiert. An Brennwert- oder Solarenergienutzung ist damit kaum zu denken. Ein hydraulischer Abgleich vergleichbar wie bei Zweirohrnetzen ist ebenfalls nicht möglich und moderne geregelte Heizkreispumpen, die den Volumenstrom dem Bedarf anpassen könnten, werden durch die permanent offene Ringleitung ausgehebelt. Nun gibt es aber Nachrüstsätze für die Installation, die einen deutlich energieeffizienteren Betrieb ermöglichen. Als Optimierung des Verteilsystems kann die Modernisierung auch aus den Programmen "Energieeffizient Sanieren" (bzw. der L-Bank, s.o.) gefördert werden.

Wichtigste Komponente der Sanierung ist eine elektronischer Baustein, der Temperaturen von Vor- und Rücklauf misst und den gesamten Volumenstrom über ein Stellglied oder eine Pumpe derart regelt, dass eine angemessene Temperaturspreizung gelingt. Weiterhin werden die Ventilgarnituren ausgetauscht, die an den Heizkörperanschlüssen den Volumenstrom durch den jeweiligen Heizkörper regulieren.

Mit einer Investition in der Grössenordnung von 1.600,- € lässt sich so ein Heizkreis mit 6 Heizkörpern zeitgemäss nachrüsten. Dafür werden vom Systemanbieter KERMI 14% bzw. 18% (bei Brennwertkessel) Einsparung an Heizenergie und 80% Einsparung beim Pumpenstrom für möglich gehalten. Da es einige Sonderfälle bei den Einrohr-Kreisen gibt, die mit dem neuen Verfahren nicht saniert werden können, empfiehlt sich eine vorgängige Fachberatung.

Angebotene Produkte:

KERMI eccolution
Danfoss QT

Bernhard Bauer-Ewert

 

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Dipl.-Bauing. (FH) Bernhard Bauer-Ewert
Hängeleweg 10
D-79736 Rickenbach

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